53rd AFBS Report of the Board DE


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53. Bericht des Vorstands

Executive Summary

Auslandsbanken sind seit über 150 Jahren in der Schweiz präsent und haben sich zunächst auf internationale Kunden konzentriert. Nach der UBS-CS Transkation positionieren sich die Auslandsbanken als Alternative für Schweizer Unternehmen. Der Verband hat sich zum Ziel gesetzt, die Rolle und den Beitrag der Auslandsbanken für die Schweizer Wirtschaft und die internationale Verflechtung aufzuzeigen. Das Interesse der Medien und der Politik an Aktivitäten der Auslandsbanken, die über das Private Banking hinausgehen, wächst. Auslandsbanken spielen eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, Schweizer Unternehmen den Zugang zu globalen Märkten und Fachwissen zu ermöglichen. Die Vielfalt und Professionalität der Auslandsbanken erhöhen die Attraktivität des Finanzplatzes Schweiz. Das grenzüberschreitende Bankgeschäft ist nach wie vor wichtig, steht aber aufgrund von EU-Vorschriften wie CRD6, die für bestimmte Dienstleistungen lokale Niederlassungen vorschreiben, vor Herausforderungen. Es wird erwartet, dass das Berne Financial Services Agreement mit dem Vereinigten Königreich die bilateralen Bankbeziehungen stärken wird. Nach der UBS-CS Transkation sind regulatorische Anpassungen im Gange, um Stabilität zu gewährleisten, ohne kleinere Banken zu überfordern. Die anfängliche Begeisterung für die Digitalisierung hat aufgrund langwieriger Genehmigungsverfahren nachgelassen.

Die Auslandsbanken sind ein wichtiger Bestandteil des Schweizer Finanzsystems. Sie bringen internationales Know-how ein, fördern Innovationen und unterstützen den regulatorischen und digitalen Fortschritt. Die AFBS fördert ihre Interessen und stellt sicher, dass sie weiterhin einen Beitrag zur Schweizer Wirtschaft und zur globalen Vernetzung leisten. Sie erleichtert die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedern durch runde Tische und Arbeitsgruppen.


Positionsbezug

Die Auslandsbanken sind seit mehr als 150 Jahren ohne Unterbruch in der Schweiz vertreten. Bis anhin stand das Geschäft mit internationalen Kunden im Vordergrund und sie haben sich weniger auf den lokalen Schweizer Markt fokussiert. Diese Situation hat vor ein paar Jahren begonnen sich zu verändern; ausländisch beherrschte Retail Banken sind in der Schweiz auch im Inlandgeschäft aktiv geworden und seit der UBS-CS Transaktion und dem Verschwinden der einzigen internationalen Schweizer Kreditbank vom Markt, positionieren sich die Auslandsbanken als Alternative – mit grossem Erfolg.

Dieser Wandel am Finanzplatz hat auch dem Verband eine neue Rolle gegeben. Seit seiner Gründung 1972 hat er sich vor allem auf die Information und die Bildung des Netzwerks unter Mitgliedern und die Interessenvertretung bei Dachverbänden und Behörden konzentriert. Es ist nun der Wunsch erwacht, der interessierten Öffentlichkeit zu erklären, welchen Beitrag die Auslandsbanken zur Schweizer Wirtschaft und ihrer internationalen Vernetzung leisten. Der Vorstand hat beschlossen, eine Agentur zu beauftragen und seither ist Communication and Public Affairs ein neues Aufgabengebiet der Geschäftsstelle.

Öffentlichkeitsarbeit

Die Öffentlichkeitsarbeit des Verbandes hat als erstes Ziel, die Rolle und den Beitrag der Auslandsbanken in der Schweiz zu erklären, zu präsentieren, und in Relation zu stellen. Treffen mit Medien, Verwaltung und Politik stossen auf reges Interesse. Es ist erstaunlich, wie gross der Wunsch für Gespräche ist, die andere Bankgeschäfte als das Private Banking im Fokus haben. Der Verband findet zahlreiche interessierte Journalisten, die sich gerne mit der Rolle der Auslandsbanken als Kreditgeber, als Emittent von Kapitalmarktprodukten, als Finanzierer des Rohstoffhandels, oder als Verwahrer von Wertschriften auseinandersetzen. Hintergrundgespräche sind hilfreich, um die Vernetzung der internationalen Finanzgeschäfte aufzuzeigen. Die Abhängigkeiten sind gross und die Verbindungen zwischen Akteuren und Finanzplätzen komplex. Die Schweiz als kleines Land mit einem grossen Finanzplatz muss dabei vorsichtig sein: ihre Werte aufrechterhalten ohne Heimatschutz zu betreiben; immer in Betracht ziehen, dass viele "Schweizer" Firmen von Ausländern gegründet worden sind und dass die Präsenz internationaler Firmen einen grossen Teil zur Attraktivität des Landes beiträgt.

Die Arbeit geht in erster Linie von der Geschäftsstelle des Verbands aus, sie stellt aber die Banken in ihrer grossen Vielfalt in den Vordergrund. Es soll aufgezeigt werden, welch vielfältige Gruppe an Finanzdienstleistern hierzulande anwesend ist, welch breite Palette an Dienstleistungen verfügbar ist, welch grosse Tiefe an Wissen – vor allem auch zu internationalen Fragen – zugänglich ist.

Internationaler Finanzplatz

Seit der UBS-CS Transaktion muss man festhalten, dass es keine schweizerisch beherrschte, international tätige Kommerzbank mehr gibt. UBS ist führend in der Vermögensverwaltung, hat aber nie im Umfang der Credit Suisse kleinen, mittleren und grossen Firmen diejenigen Finanzdienstleistungen erbracht, die diese bei ihrer internationalen Expansion benötigen. Da können die Auslandsbanken in der Schweiz einen wichtigen Beitrag für die Schweizer Wirtschaft leisten. Bei vielen von ihnen sind die Mutterhäuser im Kommerzgeschäft aktiv und verfügen über ausgedehnte Netzwerke und grosse Erfahrung – sei dies weltweit oder in bestimmten Regionen. Keine Auslandsbank wird die gesamte Wertschöpfungskette des Kommerzgeschäfts in der Schweiz aufbauen und nur wenige werden alle Weltmärkte abdecken, aber durch ihre zahlreiche Präsenz hierzulande geben sie den ansässigen Unternehmen Zugang zu ihrem globalen Netzwerk. Jedes Schweizer Unternehmen findet dank einer Auslandbank Zugang zu gewünschten Märkten.

Während einige Auslandsbanken internationale Universalbanken sind, haben sich andere auf ein bestimmtes Geschäftsmodell spezialisiert, sind darin aber weltweit aktiv. In jedem Fall geben die Auslandsbanken in der Schweiz ihren Kunden Zugang zu Kompetenz, Vernetzung, Infrastruktur, auf internationaler Ebene. Es ist sehr wertvoll für einen internationalen Wirtschaftsstandort und Finanzplatz, über eine derartige Angebotsvielfalt zu verfügen. Die Professionalität der erbrachten Dienstleistungen und der damit einhergehende Wettbewerb zeichnen den Finanzplatz aus und machen ihn in den Augen der internationalen Kunden attraktiv. Der Vorteil, der auch hiesigen Kunden – egal ob privaten oder institutionellen – daraus erwächst ist nicht zu unterschätzen. Die globalen Finanzinstitute verfügen über Fachkompetenz und erzielen Skaleneffekte, die nur dank den grossen Transaktionsvolumen möglich sind. Auch eine für Schweizer Verhältnisse grosse Bank kann in diesem globalen Vergleich kaum mithalten.

Für einen internationalen Wirtschaftsstandort wie den hiesigen ist es essentiell wichtig, dass international vernetzte Anbieter vor Ort vertreten sind, egal ob diese nun national oder ausländisch beherrscht sind. Denn so können die hiesigen Unternehmen die für ihr Geschäft notwendigen Bankdienstleistungen beziehen. So besteht die Aufgabe für die Schweiz vorerst darin, attraktive Rahmenbedingungen zu schaffen. Denn solange die Rahmenbedingungen stimmen, werden Investoren in der Schweiz aktiv sein wollen, wird Liquidität im Markt sein, wird Innovation angezogen werden, wird Wachstum hier stattfinden. Die lange Tradition an internationaler Vernetzung, die Vielsprachigkeit, die multikulturelle Lebensweise, die Neutralität, schaffen einen Rahmen, der seinesgleichen sucht.

Grenzüberschreitende Dienstleistungen

Für die Banken in der Schweiz stellt die Erbringung von grenzüberschreitenden Dienstleistungen immer noch ein wichtiges Standbein ihrer Geschäftstätigkeit dar. Es ist eine Besonderheit im internationalen Umfeld, dass Banken Kunden in Ländern bedienen, in denen sie selber keine physische Präsenz unterhalten. Für viele Länder wird diese Besonderheit zu einem immer heftiger zu bekämpfenden Stachel. Die EU setzt die Schliessung ihrer Grenzen mit der CRD6 Richtlinie fort und verpflichtet Drittlandinstitute, ihre Kundenbeziehungen über lokale Büros zu unterhalten und vor Ort zu verbuchen. Auch wenn für die Erbringung von MiFID Dienstleistungen in der Vermögensverwaltung gewisse Ausnahmen bestehen, wird es für Banken in der Schweiz immer anforderungsreicher, ihrem Geschäft mit internationaler Kundschaft nachzugehen. Da CRD6 "core banking services" abdeckt, ist auch das Kreditgeschäft aus der Schweiz heraus betroffen. Banken nehmen an, dass einzelne EU-Firmen, um den Zugang an die liquide Finanzierungsquelle nicht zu verlieren, Abteilungen in die Schweiz verschieben werden. Es bleiben die nationalen Umsetzungsgesetze abzuwarten, damit die exakte Regelung bekannt wird.

Es ist bedauerlich, dass dieses für den Finanzplatz und Wirtschaftsstandort herausragend wichtige Thema nicht mehr Aufmerksamkeit erhält und die Frage der grenzüberschreitenden Erbringung von Finanzdienstleistungen nicht im Mandat für die Verhandlungen zwischen EU und Schweiz enthalten ist. Immerhin wurde der Finanzdialog wieder aufgenommen, was einen regelmässigen Austausch sicherstellt.

Die Kompetenz gepaart mit der Stabilität und Vorhersehbarkeit der hiesigen Rahmenbedingungen stellen weiterhin ein zentrales Alleinstellungsmerkmal des Schweizer Finanzplatzes dar, das weitherum geschätzt wird. Die Kunden fragen eine Beziehung zu einer Bank in der Schweiz nach, damit sie ihre Marktexposition diversifizieren und das Risiko minimieren können. Die Auslandsbanken in der Schweiz spielen ihre Stärke den Kunden gegenüber sehr wohl aus: die internationale Vernetzung. Sie gewährt direkten Zugang zu Märkten, in denen viele Schweizer Firmen Produktions- oder Verkaufsstätten unterhalten. Diese sind dankbar, wenn sie mit einem Partner vor Ort arbeiten können, der auch in ihrem Heimatland vor Ort ist. Die internationale Dimension des Geschäfts spielt sich somit innerhalb desselben Bankkonzerns ab, was die Komplexität und Kosten massgeblich reduzieren hilft.

Das Berne Financial Services Agreement ist unterzeichnet und befindet sich im Vereinigten Königreich und in der Schweiz in Umsetzung. Es ist geplant, dass diese Arbeiten bis Ende 2025 abgeschlossen sind, sodass das Abkommen spätestens Anfang 2026 in Kraft treten kann. Banken sehen grosses Potential – entweder dadurch, dass sie ohne lokale Präsenz den britischen Markt bedienen können oder aber, dass sie die Kompetenz in UK dem Schweizer Kunden zugänglich machen können und die Schweizer Kompetenz dem Kunden in UK zur Verfügung steht. Sollte sich diese Entwicklung konkretisieren wäre einmal mehr der Beweis erbracht, dass offene Grenzen zu mehr Wachstum und Wohlstand führen.

Die Schweizerische Bankiervereinigung hat im Berichtsjahr die Kontaktpflege im internationalen Kontext und ganz besonders in der EU und den USA wieder intensiviert. Nach langen Jahren ist im Herbst 2024 eine Delegation nach Washington gereist, um dort mit nationalen Politikern und mit der Verwaltung in den Austausch treten zu können. Die Auslandsbanken haben, getreu ihrem Motto, dem Finanzplatz als Kettenglied für die internationale Vernetzung zu dienen, als Pförtner gedient und über ihre lokale Präsenz Türen geöffnet und Kontakte vermittelt. Die Treffen sind auf sehr gutes Echo gestossen, sodass noch vor Jahresende ein Gegenbesuch von Kongressabgeordneten in der Schweiz anstand. In der EU spannt die Schweizerische Bankiervereinigung mit dem vor mehreren Jahren durch die Grossbanken gegründeten Swiss Finance Council zusammen – neu sind alle Banken entweder direkt oder über ihre Gruppenverbände oder über die Schweiz. Bankiervereinigung darin vertreten und werden die Aktivitäten koordiniert und über dieses Gremium in Brüssel entfaltet. So kann der gesamte Schweizer Finanzplatz von lokaler Präsenz profitieren und auf koordinierte Weise seinen Beitrag zu gemeinsamer Interessenvertretung leisten. Auch hier hilft unser Verband mit seinen Mitgliedern und stellt Kontakte und Vernetzung in den Dienst des Schweizer Finanzplatzes.

Nationales

Auf nationaler Ebene nimmt die Regulierung des Finanzplatzes nach der UBS-CS Transaktion viel Platz ein. Bundesverwaltung und FINMA passen Gesetze und Regulierungen an. Die Bankenverbände setzen sich für eine Kompromisslösung ein, die zwar die erhoffte Stabilität und Sicherheit gewährt, dabei aber nicht unnötige Bürden insbesondere den kleinen und mittelgrossen Banken auferlegt. Selbstverständlich ist es angebracht, gewisse international anerkannte Vorkehrungen zur Stabilität umzusetzen und gegebenenfalls sogar auf kleine und mittelgrosse Institute anzuwenden – so zum Beispiel Verantwortlichkeits- oder Transparenzregeln. Es ist jedoch zu vermeiden, dass alle Banken, egal welcher Grösse und welcher Geschäftsausrichtung exakt denselben Vorgaben unterstellt werden. Eine Privatbank, die Kunden aus einer bestimmten Nische bedient, stellt nicht dasselbe Risiko für die Stabilität des Finanzplatzes dar, wie eine Universalbank, die Privat- und Firmenkunden bedient. Einmal mehr besteht ja die grosse Herausforderung darin, die Zukunft und mögliche in Zukunft auftretende Gefahren, zu erkennen und die Regulierung auf deren Vermeidung auszurichten – ob das diesmal gelingt, wird erst die Zukunft weisen.

Neben der Regulierung zur Vermeidung einer neuen Finanzkrise stehen auch Anpassungen im Bereiche der Geldwäschereibekämpfung an. Während die Einführung des Registers für Wirtschaftlich Berechtigte ohne allzu viel Kontroverse durch das Parlament durchgehen sollte, sodass die Gesetzgebung rechtzeitig für das FATF Länderexamen in Kraft ist, gehen die Wogen bei der Unterstellung von Beratern und Rechtsanwälten einmal mehr hoch. Das Parlament hat diesen Teil der Gesetzesrevision zur Überarbeitung zurückgewiesen – auch dieser Aspekt ist im Fokus des Länderexamens und sollte daher möglichst rasch zu einer allgemein akzeptablen Lösung geführt werden. Unser Verband unterstützt die Bemühungen der Bundesverwaltung, die nationale Gesetzgebung den internationalen Standards anzupassen. Nur so kann der gute Ruf des Finanzplatzes aufrechterhalten und die Attraktivität des Standortes – nicht nur für die Banken – gewahrt bleiben.

Digitalisierung

Die anfängliche Euphorie bei der Digitalisierung des Finanzsektors hat einer moderaten Ernüchterung Platz gemacht. Einzelne internationale Banken haben ihre Pläne neu aufgesetzt – es scheint, dass sich die Bewilligungsverfahren mit der FINMA oft in die Länge ziehen, was die time to market belastet und den Standort an Attraktivität einbüssen macht. Das ist schade, denn die Schweiz war Spitzenreiter, vor allem auch dank der FINMA, die sich durch Offenheit und Kompetenz auszeichnete. Es bleibt zu wünschen, dass der anfängliche Pioniergeist wieder stärker die Arbeiten leite.

Die BlockChain ist nicht mehr alleiniges Zentrum der Aufmerksamkeit. Anwender finden Lösungen auch in einfacheren Strukturen. Die Rohstoffhändler haben eine Infrastruktur entwickelt, die es den registrierten Teilnehmern – auch Banken – möglich macht, Vertragsdokumente über eine gesicherte Plattform auszutauschen und miteinander zu kommunizieren. Das ist auch für die Auslandsbanken – führende Anbieter bei der Finanzierung des Rohstoffhandels – von Interesse, denn es steigert die Sicherheit und reduziert Ausfallrisiken mit überschaubarem Aufwand. Ein Treffen der AFBS Group CTF, die Vertreter ausländischer und schweizerischer Banken, die Finanzierung des Rohstoffhandels anbieten, zusammenbringt hat sich auf dieses Thema konzentriert und mit KOMGO, einer internationalen, durch Banken gehaltene Plattform, mögliche Lösungen besprochen.

Der Verband hat das Thema Digitalisierung im Berichtsjahr in mehreren Veranstaltungen für die Mitglieder aufgegriffen. So hat die Schweiz. Bankiervereinigung in einer Veranstaltung ihre Aktivitäten präsentiert und die AFBS Vertreterin in der Fachkommission Anliegen und Fragen von den Mitgliedsinstituten entgegengenommen. In einer V/C haben Experten aus Deutschland und der Schweiz das EU AI Gesetz und seine Auswirkungen auf Banken in der Schweiz mit internationalem Geschäft aufgezeigt. In einer Roundtable haben Rechtsanwälte zur Digitalen Signatur und deren Verwendung gesprochen – drei Formate stehen in der Schweiz zur Verfügung und da die hiesige Rechtspraxis sehr pragmatisch ist wird, die Qualifizierte Signatur nur in wenigen Fällen wirklich benötigt. Das löst aber das Problem der internationalen Anerkennung nicht – daran werden die Behörden, gemäss Bundesrat, im kommenden Jahr weiterarbeiten. Auch die Anerkennung von Digitalen Verträgen durch die Gerichte wäre ein grosser Schritt in die gute Richtung, denn je länger je mehr werden Handelsverträge nicht mehr auf Papier sondern in digitaler Form abgefasst und ausgetauscht – im internationalen Handelsgeschäft bietet diese Form der Übermittlung auch mehr Sicherheit, da die Dokumente auf einer gesicherten Plattform mit kontrolliertem Zugang ausgetauscht werden können. In UK und Singapur scheint die Anerkennung bereits gewährt zu sein, andere Jurisdiktionen – auch die Schweiz – sollten hoffentlich bald folgen. Ein Standortvorteil wäre dieser Schritt alleweil.

Laufende Geschäfte

Neben den grossen Themen, die den gesamten Finanzplatz betroffen und alle Teilnehmer herausgefordert haben, bearbeitet der Verband mit seinen Mitgliedern auch zahlreiche andere Fragen – nicht minder wichtig aber wohl weniger stark im Rampenlicht der öffentlichen Aufmerksamkeit. Dazu gehörte auch in diesem Berichtsjahr die Umsetzung des FINMA Rundschreibens Operationelle Risiken, wozu zahlreiche Roundtables und Konferenzen stattfanden. Der Austausch wird von den Mitgliedern sehr geschätzt und auch immer wieder nachgefragt. Das zeigt auch die Interaktion im Zusammenhang mit dem FINMA Rundschreiben Naturbezogene Finanzrisiken, wo Banken der Aufsichtskategorie 3 Fragen zur Umsetzung besprochen und unter Koordination durch die Geschäftsstelle bei der FINMA um Klärung nachgefragt haben. Ähnlich haben die Mitgliedsbanken bei der FINMA über den Verband nach Klärung gefragt bei der Umsetzung bestimmter Punkte aus dem Rundschreiben Verhaltenspflichten nach FIDLEG. Es ist nun klar, dass bei Vermögensverwaltungsmandaten nicht jedes einzelne Produkt, sondern das Mandat an und für sich auf Angemessenheit für den jeweiligen Kunden geprüft werden muss. Für derartige Interaktion und Koordination spielt der Verband eine immer wichtigere Rolle – die Mitglieder sind dankbar, können sie sich an ein Netzwerk von Kollegen wenden, die zwar nicht in derselben Bank arbeiten, aber vor derselben Herausforderung stehen.

AFBS Roundtables sind ein Format, in dem Verbandsmitglieder aktuelle Themen bearbeiten. AFBS Groups zu bestimmten Geschäftsfeldern ein anderes, das die Verbandsmitglieder für den Gedanken- und Erfahrungsaustausch schätzen. Neben den Groups Legal&Compliance und Human Resources, die sich bereits seit vielen Jahren regelmässig treffen, leben weitere themenspezifische Groups, die teilweise erst vor ein paar Jahren ins Leben gerufen worden sind. So hat sich die Group Commodity Trade Finance in Genf mit ihren zwei Treffen jährlich zu einem geschätzten Forum des Austausches unter Auslands- aber auch Schweizer Banken etabliert. Im Berichtsjahr wurden Fragen zur Digitalisierung und zum Umgang mit Geopolitischen Risiken diskutiert. In Zürich trafen sich erneut Experten im Firmenkundengeschäft – der Austausch konzentrierte sich einmal auf Steuerfragen und beim zweiten Treffen auf Transition Finance sowie auf die Bedürfnisse der Schweizer KMU gegenüber einer Bank: eine kleine Beratungsfirma erstellte eine Umfrage und präsentierte die Resultate, die zu spannenden Diskussionen führte. In den Bereichen Steuern und Liquidity haben die Groups ein hybrides Format angenommen – denn die Mitglieder treffen sich abwechslungsweise persönlich in Genf und Zürich während die anderen Teilnehmer über Video dazuschalten. Dank dem sich alle Mitglieder gut kennen funktioniert der Austausch auch so.

Kontakte mit Behörden

Regelmässiger Austausch mit Vertretern von Bundesverwaltung einerseits und Finanzplatzinfrastrukturen andererseits ist von grosser Wichtigkeit.

Im Gespräch mit SIX Group war es einmal mehr möglich, die gute Zusammenarbeit zu unterstreichen und die gemeinsamen Interessen an einer gut vernetzten und gut funktionierenden Infrastruktur hervorzuheben. Die Gruppe der Auslandsbanken macht einen grossen Anteil am Handelsvolumen aus und trägt damit massgeblich zur Stabilität und Liquidität der hiesigen Märkte bei. Dies wird auch klar im Austausch mit dem Direktorium der Schweizerischen Nationalbank, die sehr wohl daran interessiert ist, zu verstehen, wie die internationalen Bankengruppen den hiesigen Markt und die aus der Schweiz heraus international tätige Wirtschaft einschätzen und bedienen. Selbstverständlich spielen die jeweiligen Mutterhäuser dabei eine wichtige Rolle, aber Mittler und Kontaktstelle sind immer die hiesigen Büros der Bankengruppe. SECO war besonders interessiert zu verstehen, wie die Auslandsbanken mit ihrer internationalen Vernetzung und vielseitigen Abhängigkeit mit Sanktionsregimes umgehen. Daneben fokussierte das Gespräch auf die Finanzierungsmöglichkeiten, die die Banken dank ihrer internationalen Präsenz anbieten können. Im Gespräch ist einmal mehr klar geworden, wie überproportional gross die Schweizer Wirtschaft zu ihrem Land ist und dass dieses Grössenverhältnis auch beachtliche Herausforderungen birgt.

Im September 2024 hat der Vorstand sich mit einem Vertreter aus dem Parlament und Dachverbänden im Haus der Wirtschaft in Bern, bei Economiesuisse, getroffen und über die Rolle der Interessenvertretung und der Vernetzung zwischen Wirtschaft, Politik, und Verwaltung debattiert. Die Bereitschaft zum Austausch ist auf allen Seiten vorhanden; die Wege sind kurz; das Interesse ist da. Das sind wichtige Faktoren, die das gegenseitige Verständnis fördern und eine Politik ermöglichen, die Lösungen im Interesse aller erarbeitet. Der Präsident von Economiesuisse begrüsste die Präsenz der Auslandsbanken und wünschte, dass sie ihre Aktivitäten weiter ausbauen und die Schweizer Wirtschaft bei ihren internationalen Geschäften unterstützen.

Am selben Tag fand auch das alljährliche Treffen mit dem Staatssekretariat für Internationale Finanzfragen SIF statt. Bei dieser Gelegenheit hielt die Staatssekretärin fest, dass sie sich wohl der Wichtigkeit der Auslandsbanken für die Schweizer Wirtschaft bewusst sei. Sie bedauert, dass die Revision des Geldwäschereigesetzes und die Einführung der Sorgfaltspflichten für Anwälte erneut so viel von sich reden machen. Die Umsetzung des Abkommens mit dem Vereinigten Königreich sei auf gutem Wege und ein Inkrafttreten spätestens 2026 sei realistisch für beide Seiten. Die betroffenen Banken bereiten sich darauf vor. Der Vorstand konnte auf die Schwierigkeiten hinweisen, die einige Banken antreffen auf der Suche nach USD Korrespondenzbanken. Nach dem Austritt von Credit Suisse hat sich die Situation akzentuiert.

Im November war der Verbandsvorstand erneut in Bern für die Sitzung aber vor allem auch für das jährliche Treffen mit der FINMA, die diesmal neben Departementsvorstehern auch durch ihren neuen CEO und die Präsidentin vertreten war. Im Gespräch zeigte der CEO sehr wohl Verständnis für die Landschaft des Schweizer Bankenplatzes und dass er dessen Vielfalt – geprägt durch zahlreiche kleine Institute – nicht leichtfertig in Gefahr bringen will. Dennoch erwartet er, dass auch die kleinen Institute gewisse Vorkehrungen bezüglich interner Organisation, Gewaltenteilung, Kontrolle, umsetzen – genauso wie die grossen. Proportionalität und das Kleinbankenregime sollen weiter Bestand haben. Das entspricht einem sehr grossen Anliegen unseres Verbandes und ist essenziell für die Wahrung der Vielfalt des hiesigen Finanzplatzes. Dieser unterscheidet sich von seinen Nachbarn dadurch, dass zahlreiche unabhängige kleine und mittelgrosse Institute tätig sind; diese sind vollkommen selbstständig; sie treten nicht bloss unter eigenem Namen auf, obwohl sie einer grossen Gruppe angehören.

Verbandsaktivitäten und Personalien

Auch im 52. Geschäftsjahr hat die Generalversammlung in virtuellem Format stattgefunden. Die Wahlbeteiligung ist höher als bei den physischen Veranstaltungen in der Vergangenheit und das Format lässt Raum für ein gemütliches Beisammensein am jährlichen Get Together. Es hat im 2024 bei schönstem Sonnenschein im Park der Ecole Hôtelière de Genève stattgefunden. Das Panel hat sich mit der Frage der Positionierung des Finanzplatzes und seiner Wahrnehmung im In- und Ausland auseinandergesetzt. Das Thema ist aktueller denn je nach der UBS-CS Transaktion und der darüber verfassten Berichterstattung. Referenten aus In- und Ausland haben ihre Sichtweise eingebracht und miteinander besprochen. Auch das Publikum hat viele Voten eingebracht und so zu einer lebhaften Debatte beigetragen. Konklusion war, dass die Reputation des Finanzplatzes im Ausland nicht so stark angekratzt ist, wie das viele im Inland behaupten. Es ist aber auch nicht wegzureden, dass sie in gewissen Weltregionen mehr gelitten hat als in anderen. Die Wahrnehmung ist immer relativ - und wegen der vielen gesellschaftspolitischen Turbulenzen und damit einhergehenden Unsicherheit und Unvorhersehbarkeit wird unser Land weiterhin von vielen als Standort geschätzt.

Die Beteiligung ist auch sehr hoch in den zahlreichen Mitgliederveranstaltungen, die der Verband jahrein und jahraus organisiert. Auch in diesem Berichtsjahr waren es über achtzig an der Zahl. Die Unterscheidung zwischen Vorträgen für Information und Roundtables zum Gedankenaustausch bewährt sich: erstere finden vorwiegend digital statt während letztere ausschliesslich vor Ort, in Zürich, Genf und Lugano stattfinden.

Es fanden weniger C-Meetings statt als in den Vorjahren. Eines führte eine kleine Gruppe von Bankern mit dem UK-Botschafter zusammen zu einem sehr wertvollen Austausch zu den bilateralen Beziehungen. Die Parteien sind zuversichtlich, dass das Berne Financial Services Agreement den Grundstein für fruchtbare Beziehungen und vielfältige Zusammenarbeit in anderen Bereichen legt. In Lugano treffen sich die CEOs der lokalen Banken und die Niederlassungsleiter weiterhin zweimal jährlich; Hauptthema waren die Beziehungen mit Italien und dazu haben sie auch Experten aus Italien eingeladen.

Die 52. Generalversammlung wählte Loïc Voide, Deutsche Bank (Suisse) SA, neu in den Vorstand. Auch erneuerte sie das Mandat von Adrian Nösberger, Präsident, Schroder & Co Bank AG. Weiter nahm sie Kenntnis vom Rücktritt von Anne Marion-Bouchacourt, Société Générale. Im Berichtsjahr hat der Vorstand Anke Bridge-Haux, LGT Bank (Schweiz) AG, und Grégory Lambillon, ING Bank N.V., Amsterdam, Lancy/Geneva Branch, als Vorstandsmitglieder kooptiert, sie werden 2025 der Generalversammlung zur Wahl vorgeschlagen. Seither hat der Vorstand Kenntnis genommen vom Rücktritt von Loïc Voide, Deutsche Bank (Suisse) SA (30. November 2024).

Daniel Toreilles, J.P. Morgan (Suisse) SA, vertritt AFBS im Vorstand der Fondation Genève Place Financière, während Jacques Luyet, BNP Paribas (Suisse) SA Bernhard Schopper nachfolgt als Vertreter in der SBA Steuerkommission. Daniel Wild, Bank J. Safra Sarasin Ltd., folgt Sabrina-Janna Zeyher als Vertreter in der SBA Kommission Sustainable Finance. Andrej Subaric, Citibank N.A., vertritt den Verband im Swiss Payments Council; Claudia Gurtner, Deutsche Bank (Suisse) SA, in der SBA Arbeitsgruppe E-ID.

Eine aktuelle Aufstellung der Mandate und Vertretungen des AFBS ist ersichtlich auf www.afbs.ch \ About Us.

 

An dieser Stelle dankt der Vorstand allen, die die Verbandsarbeit unterstützen und sich für die Anliegen der Auslandsbanken und des Verbandes einsetzen, für ihre Unterstützung und ihr Engagement.

Auch spricht der Vorstand seinen Dank dem Verbandssekretariat aus, dessen anhaltende Informations- und Koordinationsarbeit die effiziente Verbandsarbeit sicherstellt.


Zürich, Mai 2025

30 April 2025